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Ev./Kath. Religion

Evangelische und katholische Religion

Ein Beitrag zur schulischen Bildung                                                                      

„Die Entscheidung, ob man Religion als ordentliches Lehrfach ansieht oder nicht, kann nicht davon abhängen, ob man selbst gläubig ist oder nicht. Vielmehr ist unabhängig von der eigenen Einstellung zu fragen, ob man Religiosität für einen wesentlichen Teil des Menschen hält.“  (Ladenthin, Volker, Religionsunterricht und die Bildung des Menschen, in: Ziebertz Hans-Georg, Schmidt, Günter R.(Hrsg.), Religion in der allgemeinen Pädagogik. Von der Religion als Grundlegung bis zu ihrer Bestreitung, Gütersloh 2006, 115f)

Vorbemerkung:

Indem der Religionsunterricht Fragen und Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler aufgreift, setzt er einen Such- und Verstehensprozess in Gang, trägt zur Selbstwerdung und Identitätsfindung der Schülerinnen und Schüler bei und befähigt zum Verstehen, Urteilen und Handeln. 

Der Religionsunterricht erschließt die religiöse Dimension des Menschseins. Er ermöglicht Einsichten in die komplexen Zusammenhänge des christlichen Glaubens und Lebens und vermittelt die Bedeutung dieses Glaubens im Blick auf die Lebenspraxis des Einzelnen wie der Gesellschaft und ihrer Entscheidungen. 

Basis des Religionsunterrichts in der Oberstufe ist es, den Schülerinnen und Schülern ein Forum zu bieten, auf dem nach dem Woher, Warum und Wohin, dem Menschen an sich, nach Gott und unterschiedlichen Gottesvorstellungen, nach  religiösen Schriften, nach Religion heute und nach dem Religiösen überhaupt gefragt werden kann. 

Diesen Fragen soll in den verschiedenen Halbjahren mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung gezielt nachgegangen werden.

Die Kerncurricula des Hessischen Kultusministeriums ergeben nicht in allen Halbjahren eine thematische Übereinstimmung zwischen evangelischem und katholischem Religionsunterricht. Dies sollte im Folgenden beachtet werden. 

E 1 (evangelisch): Menschen und Religion 

Für Schülerinnen und Schüler, für die es in diesem Alter in erhöhtem Maße um die Entwicklung einer persönlichen und damit auch religiösen Identität geht, soll nach unserem Verständnis der Religionsunterricht ein Ort sein, an dem sie lernen können, ihre eigene Religiosität zu entdecken, zu reflektieren  und zu artikulieren. Dies geschieht in Auseinandersetzung mit religiöser Erfahrung in Geschichte und Gegenwart, mit Funktionen von Religion im individuellen und sozialen Bereich, aber auch mit der aktuellen Situation zwischen Säkularisierung und Neuer Religiosität.

Thematisch beschäftigen wir uns mit den Fragestellungen, warum Menschen religiös sind und wo bzw. wie uns heute Religion begegnet. Diesen Aspekt wollen wir verbinden mit der Frage nach Wahrheit im Spannungsfeld von Glaube und Wissen.

 

 E 1 (katholisch):  Religion und Mensch in einer pluralen Welt 

Wirklichkeit ist viel dimensional und erfordert wechselnde Perspektiven: Lebenswelt des Alltags, der Religion, der Wissenschaften. Staunen und Vertrauen, Angst und Fraglichkeit sind Erfahrungen, die dazu beitragen, das Ganze der eigenen Existenz und der Wirklichkeit in den Blick zu nehmen. Gerade zu Beginn der gymnasialen Oberstufe sind Perspektivenwechsel und Perspektivenübernahme als didaktisches Grundprinzip des Gesamtplans einzuüben. Wahrheit bewegt sich im Spannungsfeld von Glauben und Wissen und kann nur in einer Vielfalt von Perspektiven und Inhalten wahrgenommen werden. Das eigene Verständnis von Wahrheit erfordert Toleranz, weil andere anders mit dieser Vielfalt von Perspektiven und Inhalten umgehen können. Im Religionsunterricht formulieren Jugendliche unterschiedliche Wahrheiten und werden angeleitet, die eigene Sicht begründet zu vertreten.

Thematisch beschäftigen wir uns mit der Schöpfung und Weltentstehung in Naturwissenschaft und Religion, mit der Frage der Glaubensentscheidung, Toleranz und Religionsfreiheit und mit den Perspektiven anderer Religionen, Weltanschauungen und anderer Wissenschaften.Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, sind u. a. : Was ist Religion? Wo kommt sie vor und welche Relevanz kann  sie für den einzelnen Menschen, die Welt und die Menschheit haben. 

 

E 2: Deutungen der Wirklichkeit und die Bibel (ev.) bzw. Gotteswort im Menschenwort – Themen der Bibel und ihre Aneignung (kath.) 

Viele Religionen haben im Laufe ihrer Entwicklung ein reiches Schrifttum entwickelt, in dem sie ihre Glaubensüberlieferungen bewahren. Manche dieser Schriften erlangten dabei eine besondere Autorität, die sich auf ihren Anspruch auf göttliche Offenbarung oder Urheberschaft gründet. Das Judentum beansprucht diese Autorität für die hebräische Bibel (Altes Testament), das Christentum für die gesamte Bibel und der Islam für den Koran. Die Bibel bildet als Einheit von AT und NT das Fundament des christlichen Glaubens, auf das die Kirchen in ihrer Verkündigung zurückgreifen. Um die Inhalte dieser Schriften und ihre Bedeutung für die Gläubigen besser zu verstehen, ist eine Annäherung mit wissenschaftlichen Methoden hilfreich.

Wir beschäftigen uns mit der Bibel und untersuchen die Gültigkeit der Inhalte in Bezug auf menschliche Grunderfahrungen und ihre Aussagekraft für moderne Gesellschaften. Wissenschaftliche Methoden der Texterschließung und Auslegung sind ebenso Gegenstand des Unterrichts wie der Blick aufHeilige Schriften anderer Religionen (Koran, Tenach). 

Lernerfolgskontrollen: Die Lernerfolgskontrollen erfolgen durch mündliche Mitarbeit und durch Klausuren. Insgesamt werden zwei Klausuren geschrieben, je eine Klausur pro Halbjahr. Alle Klausuren sind in der Regel Textinterpretationen.

Bei der Klausur in E1 oder E2 handelt es sich  um eine koordinierte Klausur der jeweils evangelischen bzw. katholischen Kurse.

 

Q 1 (evangelisch und katholisch): Jesus Christus 

Der christliche Glaube hat seinen Grund in der Selbsterschließung Gottes in Jesus Christus. Für Schülerinnen und Schüler ist es daher für das Verständnis dieses Glaubens und seiner historischen Wirksamkeit unerlässlich, Grundzüge der biblischen Überlieferung von Jesus Christus zu kennen und sich mit historischen und gegenwärtigen Bekenntnissen zu ihm zu beschäftigen. Die Auseinandersetzung mit Jesus Christus und das Erlangen einer eigenen begründeten und durchdachten Position befähigt Schülerinnen und Schüler zum interkulturellen und interreligiösen Gespräch.

Wir beschäftigen uns mit Jesus Christus, seinen Taten und Worten und ihrer Bedeutung für uns und für unsere Gesellschaft. Dabei stehen folgende Themen im Zentrum des Unterrichts: Jesu Verkündigung und Wirken, die Bergpredigt, Reich Gottes, Gleichnisse, neutestamentliche Deutungen von Tod und Auferstehung, das Ringen um die Nachfolge im Wandel der Zeiten.

Aktuelle Fragen in diesem Zusammenhang können sein: Was kann das Leben Jesu für den Menschen heute bedeuten? Welche Verpflichtung für die Welt ist mit der Botschaft Jesu eigentlich verbunden? Was meint Kirche in diesem Zusammenhang? 

 

Q 2: Gott (ev.) bzw. Gott – verborgen und offenbar (kath.)

Für Schülerinnen und Schüler ist die Frage nach Gott die Kernfrage der Religion. Was ist für sie die alles bestimmende Wirklichkeit? In der abendländischen Kultur ist die monotheistische Gottesvorstellung mit dem Bilderverbot entscheidend geworden.

Judentum, Christentum und Islam besitzen in ihren Gründungsmythen als „Abrahamitische Religionen“ Gemeinsamkeiten, weisen aber in ihrer Orthopraxie und Theologie Unterschiede auf.

Diese Religionen unterscheiden radikal zwischen Gottes und des Menschen Handeln. Mit dieser Tradition werden sich Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen müssen. Darüber hinaus gilt es angesichts der „Globalisierung der Religion“ auch die „Gottesvorstellungen“ anderer Religionen wahrzunehmen.

Zur Behandlung der Gottesfrage gehören neben der Darstellung des biblischen Gottesglaubens und der Beschäftigung mit unterschiedlichen Gottesbeweisen auch Kritik, Widerspruch und Auseinandersetzung mit Ablehnung (Religionskritik) sowie die Frage nach der Wirklichkeit Gottes angesichts des Leids und des Unrechts in der Welt (Theodizee).

Lernerfolgskontrollen: Die Lernerfolgskontrollen erfolgen durch mündliche Mitarbeit und durch Klausuren. Insgesamt werden vier Klausuren geschrieben, je Halbjahr zwei. Alle Klausuren sind in der Regel Textinterpretationen.

Bei der ersten oder zweiten Klausur in Q 1 handelt es sich um eine koordinierte Klausur der jeweils evangelischen und katholischen Kurse. Alle Klausuren sind in der Regel Textinterpretationen.

 

Q3 Ethik: Christliche Menschenbilder und die Frage nach Gut und Böse 

Für Schülerinnen und Schüler ist es wichtig zu erkennen, in welcher Weise ethische Normen und Fragestellungen durch zu Grunde liegende Menschenbilder bestimmt werden. Dabei spielt der Vergleich von christlichen Positionen mit naturwissenschaftlichen Auffassungen und denen anderer Kulturen und Religionen eine wichtige Rolle. Christliche Anthropologie sieht den Menschen als Geschöpf Gottes: Dies macht seine Würde aus, die aber ständig gefährdet und bestritten ist. Menschsein ist als Menschwerdung zu begreifen. Christlicher Glaube endet nicht mit dem Tod des Menschen, sondern schließt die Zukunftsverheißung Gottes ein, die über den Tod hinausgeht.

Wir versuchen an Beispielen nachzuvollziehen, wie in der Geschichte der Kirche und in der Lebensgeschichte einzelner Menschen die Praxis christlichen Glaubens wirksam geworden ist, wie sich zugleich aber auch Missverständnisse und Einseitigkeiten ausgewirkt haben.Zeugnisse christlicher Nachfolge in Geschichte und Gegenwart sind ebenso Gegenstand des Unterrichts wie die Positionierung christlicher Ethik in aktuellen Diskussionen. 

 

Q 4 Kirche und Christsein in der modernen Welt (ev.) bzw. Kirche – Gemeinde Jesu Christi (kath.)

Nach katholischem Verständnis lebt die Kirche  in ihrem Grund und Auftrag aus ihrer Beziehung zu Jesus Christus und dessen Gottesbeziehung. Als Heilszeichen setzt sie Jesu Wirken fort und hat damit Anteil am Mysterium Christi. Diese sakramentale Grundstruktur der Kirche gilt es zu erschließen, um die Präsenz der Kirche als Volk Gottes im Alltag der einzelnen Menschen und der Gesellschaft auf ihren Urgrund hin transparent zu machen. Damit baut die Ekklesiologie auf der Christologie auf und setzt diese voraus.

Wir untersuchen das Selbstverständnis von Kirche und fragen nach ihrer Bedeutung im Alltag des einzelnen und in der Gesellschaft. Weiterhin fragen wir danach, wie sich Kirche an aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen über ethische Fragen beteiligt und positioniert. 

Das Kerncurriculum für Ev. Religion möchte in der Q4 die Gelegenheit bieten, am Ende der Gymnasialzeit Fäden der letzten Jahre zusammenzuführen. Das vermittelte Wissen und die gewonnenen Einsichten sollen zur religiösen Kompetenz führen, mit der die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebenswirklichkeit handlungsfähig werden.

Wir wollen diese Thematik anhand aktueller Diskussionen entfalten und dabei die Fragen in den Mittelpunkt stellen, wie und wo Verantwortung und Stellungnahme einer Christin/eines Christen gefordert sind und welche Schwerpunkte die Gemeinden innerhalb der ev. Kirchen setzen sollten.

Lernerfolgskontrollen: Die Lernerfolgskontrollen erfolgen durch mündliche Mitarbeit und durch Klausuren. Insgesamt werden drei Klausuren geschrieben, in Q 3 zwei und in Q 4 eine. Alle Klausuren sind in der Regel Textinterpretationen.

 

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