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Darstellendes Spiel

Darstellendes Spiel (DSP)   in der gymnasialen Oberstufe

Im Schuljahr 1992/93 wurde erstmals alternativ zu den Fächern Kunst und Musik das Fach Darstellendes Spiel angeboten. Die Kurse dieses Faches decken die Grundkurs-Verpflichtung des künstlerisch-musischen Bereichs ab. Zum Abitur können bis zu vier Kurse eingebracht werden. Darstellendes Spiel kann seit 2012 als Abitur-Prüfungsfach gewählt werden.

Gegenstand

Gegenstand des Unterrichts ist die Wahrnehmung, Gestaltung und Reflexion der von der Schülerin erfahrbaren Welt im Rahmen eines Theaterprojekts. Die Produktion eigener und die Wahrnehmung fremder Theateraufführungen sind für das Fach DS konstitutiv. Sein Schwerpunkt liegt auf der praktischen Erprobung theatraler Möglichkeiten und der Reflexion ihrer Wirkungszusammenhänge.

Im Zentrum des Unterrichts steht die Vorbereitung, Entwicklung, Gestaltung und Durchführung eines Theaterprojekts und dessen Präsentation. Dies beinhaltet sowohl das Training von Theatertechniken, darstellerischen Kompetenzen und Gestaltungsprinzipien als auch die kritische Nachbereitung und Reflexion der Projekte. Das Theaterprojekt eröffnet ein vielfältiges ästhetisches Gestaltungsfeld, in dem Person, Raum, Bild, Zeit, Sprache, Stimme und Klang im gemeinsamen szenischen Handeln zu einer Gesamtwirkung gelangen. Hierbei stehen Themen und Anliegen der Schülerinnen und Schüler im Zentrum, auch dann, wenn literarische Textvorlagen bearbeitet werden.

 

Stufe E 1: Grundlagen des Theaterspiels

Im Prozess der Erarbeitung und Erweiterung von Ausdrucksmöglichkeiten des eigenen Körpers setzen die Lernenden Mimik, Gestik, Bewegungen des Körpers im Raum und Haltungen im Spiel gezielt ein und erfahren in der praktischen Erprobung die Bedeutung, die Raum, Rhythmus, Tempo und Zeit für die Produktion theatraler Ereignisse haben. Die praktischen Erfahrungen schaffen ein zunehmendes Vertrauen in die Ausdrucksmöglichkeiten des eigenen Körpers. Darüber hinaus entsteht durch das Zusammenspiel mit anderen eine Vertrautheit in der Gruppe, die die entscheidende Voraussetzung für deren Spielfähigkeit darstellt. Durch die Auseinandersetzung mit theoretischen Texten und den Austausch über den Vollzug theatraler Handlungen schärft sich das fachsprachliche Vokabular, um präzise und differenziert über Theater reflektieren zu können.

Stichworte:

Zeichen des Theaters, Zeit, Rhythmus, Tempo, Körper, Präsenz, Theater als gesellschaftliche Vereinbarung

Lernerfolgskontrollen: 1 spielpraktische Prüfung

Stufe E 2: Figurenentwicklung

Die Lernenden erproben Verfahren, um eine Rollenfigur zu entwickeln, die in Interaktion mit anderen Figuren einer szenischen Handlung tritt. In der theatralen Gestaltung einer Rollenfigur erleben sie eine intensive Auseinandersetzung mit fremden und eigenen Anteilen an der Rolle. Dabei werden ihre körperlichen und individuellen Ausdrucksmöglichkeiten vielgestaltiger. Die Lernenden experimentieren mit psychologisch-realistischen und abstrahierend-stilisierten Ausdrucksformen. Improvisationen, ausgehend von verschiedenen Impulsen (z.B. Themen, Gedichte, Bilder, Texte), ermöglichen vielfältige Erfahrungswege mit dem Ziel, eine facettenreiche Rollenfigur zu entwickeln. Im Austausch über das Erfahrene und Gesehene wächst die Sicherheit der Lernenden, über Formen theatraler Darstellung fachlich differenziert zu kommunizieren.

Stichworte:

Sprache und Sprechen, Interaktion, Ich als ein anderer, Rollen- und Figurenarbeit

Lernerfolgskontrollen: 1 Klausur + 1 spielpraktische Prüfung

Stufe Q 1: Theatrale Konzeptionen

Die spielerische und theoretische Auseinandersetzung mit ausgewählten Theaterformen oder einem Theaterkonzept bietet die Möglichkeit, sich an Bestehendem und Tradiertem zu orientieren und die dabei gemachten Erfahrungen für eigene künstlerische Entscheidungen zu nutzen. In Verbindung mit ausgewählten Gestaltungsmitteln und Kompositionsmethoden können sich Lernende so strukturiert theatergrammatische und kompositorische Kompetenzen erarbeiten sowie theoretisches und praktisches Wissen aneignen. So können sie für den eigenen Spielgegenstand Ausdrucksmuster auswählen und produktiv verändern. In Auseinandersetzung mit einer theatralen Konzeption und eigener Ideen finden sie passende Formen der Realisierung.

Stichworte:

Theaterkonzepte, Exploration von Wirklichkeitsmaterial, Kompositionsmethoden

Lernerfolgskontrollen: 1 Klausur + 1 spielpraktische Prüfung

Stufe Q 2: Szenenarbeit und Inszenierung

Zur Herstellung einer Aufführungssituation erarbeiten die Lernenden dramaturgische Grundprinzipien, die eine Grundlage dafür bieten, entstehendes szenisches Material zu ordnen und in ein Spielprojekt überzuführen.  Die Lernenden erfahren, wie zunächst fragmentarisch erscheinendes Spielmaterial in einem Prozess des Ausprobierens, Reflektierens und Verwerfens zu einer Einheit verwoben wird, die wiederum eine eigene Ästhetik erzeugt. Bezugspunkte sind dabei dramaturgische Verabredungen, ein Rollenkonzept, ein sich fortentwickelndes Inszenierungskonzept und Elemente einer ausgewählten Theaterform. Mit der konkreten Aufführungssituation erleben die Lernenden ein wesentliches Merkmal von Theater und schaffen selbst einen öffentlichen Anlass für Kommunikation und Reflexion über das Theater.

Stichworte:

Spielerisches Experimentieren innerhalb eines Inszenierungskonzeptes, Szenenarbeit (Aufführung), Rezeptionserfahrung

Lernerfolgskontrollen: 1 Klausur + 1 spielpraktische Prüfung

Stufe Q 3: Dramaturgie im Umgang mit Texten

Die dramaturgische Auseinandersetzung bzw. die Anverwandlung eines Textes durch die Lernenden kann unter verschiedenen Aspekten erfolgen. Zum einen kann ein Text auf die Handlung und Figuren hin erforscht und dramatisch bearbeitet werden. Zum anderen kann einem Text auch mit äußeren, eher thematischen Fragestellungen begegnet werden. Die Transformation von Text in Handlung geht einher mit der Frage nach dramaturgischen Entscheidungen und einem passenden Inszenierungsstil. Aus diesem Grund lernen die Schülerinnen im Verlauf der Oberstufe unterschiedliche Inszenierungsstile kennen. Der Schwerpunkt liegt auf Entwicklungen des zeitgenössischen Theaters. Durch die vergleichende Auseinandersetzung mit Merkmalen dramatischer und postdramatischer Inszenierungsweisen werden den Lernenden die Unterschiede zwischen Praktiken des traditionellen textorientierten Dramas und einer zeitgenössischen ästhetischen Formensprache deutlich. Zum anderen stehen ihnen auf der rezeptiven Ebene Beschreibungskategorien für zeitgenössische theatrale Phänomene zur Verfügung. Darüber hinaus verschaffen sich die Lernenden einen Überblick über Entwicklungen des zeitgenössischen Theaters. Dazu gehören Texte, Formen, Regiestile, Rezeptionsweisen sowie die öffentliche Diskussion über Paradigmenwechsel im Bereich Theater.

 

Stichworte:

Theater der Gegenwart, Merkmale postdramatischen und dramatischen Theaters, thematische Anverwandlung von Texten, Inszenierungsentscheidungen, dramaturgische Entscheidungen

Lernerfolgskontrollen: 1 Klausur + 1 spielpraktische Prüfung

Stufe Q 4: Rezeption und Analyse

Exemplarisch im Rahmen der Arbeit an eigenen Spielvorhaben sowie in der Auseinandersetzung mit fremden Theaterproduktionen analysieren und reflektieren die Lernenden die Komplexität der Kunstform Theater sowohl strukturell als auch begrifflich. Indem die einzelnen Elemente eines vielschichtigen Ganzen bewusstwerden, schärft sich der Blick für das eigene theatrale Handeln und wirkt sich auf die Haltungen als Rezipient aus. Es eröffnet sich so unter anderem die Möglichkeit, eigene bzw. kulturell geprägte Sehgewohnheiten zu verändern. Die Erfahrung von Differenz in unterschiedlichen Theaterkritiken als auch Kenntnisse über die Institution Theater und theatrale Schnittstellen vertiefen das Wissen um die gesellschaftliche Bedingtheit und die lebensweltliche Relevanz von Theater und theatraler Praxis.

Stichworte:

Aufführungsanalyse und Theaterkritik, theatrale Schnittstellen, Theater als Institution

Lernerfolgskontrollen: 1 Klausur