Exkursion in die Frankfurter Innenstadt: Frankfurt 1848 – auf den Spuren der deutschen Revolution
Frankfurt. Oft wird diese Stadt als die Finanzzentrale Deutschlands betrachtet, doch nicht alle wissen von der historischen Bedeutung der Stadt für das heutige, demokratische Deutschland. Frankfurt war nämlich der Ort, an dem die Nationalversammlung von 1848 zusammenkam, um über die Zukunft einer vereinten deutschen Nation zu diskutieren - der Ausgangspunkt für bedeutende Entwicklungen, die auch noch im Heute fortwirken.
Um der historischen Bedeutsamkeit Frankfurts auf den Grund zu gehen, begab sich der bilinguale Geschichtskurs der Jahrgangsstufe Q1 von Frau Trikic auf eine Exkursion ins Historische Museum, das geführte historische Stadtgänge in Frankfurt organisiert.
Beim Spaziergang durch die Stadt sind wir zunächst am architektonisch faszinierenden Rententurm vorbeigelaufen, doch nur wenige von uns waren sich bewusst, dass dies vor langer Zeit mal ein Gefängnis war, das viele individuelle Geschichten birgt. So wurde hier die prominente Revolutionärin Anette Stoltze, Schwester des Frankfurter Mundart-Dichters Friedrich Stoltze, gefangen gehalten, weil sie mehrfach versuchte, revolutionäre Wachenstürmer aus dem Gefängnis zu befreien. Sie fiel den Strafverfolgungsbehörden auf und wurde wegen Beihilfe zu den verschiedenen Fluchtversuchen vor Gericht gestellt und Ende 1834 zu vier Wochen Arrest verurteilt.
Bei einem Rundgang durch die „neue“ Frankfurter Altstadt erfuhren wir, wie die Abgeordneten der Nationalversammlung, zumeist Intellektuelle und Professoren, in Cafés und Gastwirtschaften zusammenkamen, um ihre Ideen über ein neues politisches System in Deutschland auszutauschen. Viele waren überrascht zu erfahren, dass aus diesen Treffen in Cafés, die die Namen „Café Milani“, „Westendhall“, „Nürnberger Hof“ oder „Donnersberg“ trugen, politische Parteien hervorgingen und die politische Gesinnung sich in der Sitzordnung der Frankfurter Paulskirche, dem ersten gesamtdeutschen Parlament, widerspiegelte - eine Tradition, die im Bundestag noch heute fortgeführt wird: Auch heute sind die linksorientierten Fraktionen im linken Bereich zu finden und die konservativen sitzen weiter rechts.
Spannend war auch, dass es bereits im 19. Jahrhundert in Frankfurt Fanartikel und „Merch“ gab, aber nicht etwa für Künstler, sondern für Abgeordnete. Besonders Robert Blum, ein Verleger, der ursprünglich aus der unteren Gesellschaftsschicht stammte und sich hochgearbeitet hatte, war eine beliebte Identifikationsfigur für die Anhänger der Revolution. So konnte man ein einem der zahlreichen Läden in der Frankfurter Altstadt mit seinem Konterfei bestickte Tücher oder bedruckte Pfeifen kaufen.
Das Frankfurter Parlament war nicht der erste Ort, wo Menschen zusammenkamen, um zu diskutieren. Schon ab 1815 gab es die Bundesversammlung, die jedoch im Gegensatz zum Frankfurter Parlament keine frei und demokratisch gewählten Repräsentanten hatten, sondern ein Gesandtenkongress der Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes war. Sie tagte im rekonstruierten, wieder errichteten Palais Thurn und Taxis Palais, das in der großen Eschenheimer Straße zu finden ist. Uns wurde klar, wie Frankfurt schon immer eine bedeutsame Rolle in der Geschichte Deutschlands gespielt hat.
Die Exkursion hat dem gesamten Kurs wertvolle Einblicke vermittelt, sei es in die architektonische Geschichte Frankfurts, die Entstehung politischer Ideen in Cafés oder die Bedeutung des Frankfurter Parlaments für die moderne deutsche Politik. Wir würden allen empfehlen, an diesem Stadtgang teilzunehmen, um wertvolle und interessante Einblicke in die Geschichte Deutschlands zu gewinnen.
Georgia Efthymiadiou und Arsadeep Kaur